Westbau
Der Westbau ist der älteste erhaltene Teil des Essener Münsters. Er wurde über den Fundamenten eines älteren Baus errichtet. Nahm man früher an, der Westbau II sei im Auftrag der Äbtissin Theophanu (amt. 1039–1058) entstanden, plädiert man nun für eine Entstehung des zweiten Westbaus bereits unter Mathilde (amt. 971/73–1011) um das Jahr 1000.
Außen entspricht der Essener Westbau den gewaltigen, fast wie eine Burg erscheinenden Dreiturmgruppen ottonischer Westwerke des 10. und 11. Jahrhunderts. Innen hingegen variiert er die feingliedrige Innenarchitektur der Marienstiftskirche (Dom) Karls des Großen in Aachen (um 800). Der vieleckige Grundriss und die mit Säulenstellungen gefüllten Bögen des Obergeschosses weisen auf das Aachener Vorbild hin. Der Essener Westbau ist zum Langhaus der Kirche hin geöffnet.
Funktion und Bedeutung des Essener Westbaus sind umstritten, doch sollte er den Ranganspruch des Essener Stifts demonstrieren, auch gegenüber den ebenfalls bedeutenden kaisernahen Frauenstiften Gandersheim und Quedlinburg. Dazu diente die Anspielung auf die Aachener Kirche, wodurch zugleich die Zugehörigkeit der Essener Äbtissinnen zur königlichen, ottonischen Familie betont wurde, denn die Könige wurden damals in Aachen gekrönt.
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